Die Geschichte von natürlichem Mineralwasser

Ein Blick in die Geschichte von « natürlichem Mineralwasser » gibt Aufschluss, wie dieses kostbare Gut im Verlauf der Menschheitsgeschichte konsumiert wurde.

Der Mensch pflegt seit jeher ein besonderes Verhältnis zu Wasser. Sein besonderer Geruch, seine Farbe und Temperatur haben die Vorstellung weiter verstärkt, dass es sich dabei um ein ganz besonderes Gut handelt.

Ursprünglich wurde Wasser jedoch als eine potentielle Bedrohung betrachtet, dem die Menschen misstrauisch gegenüberstanden. Mit der Entwicklung der Gesellschaften wurden auch die Erkenntnisse über die Natur immer umfangreicher und es gelang – zumindest ansatzweise – die Naturgewalt Wasser zu bändigen und eine Einteilung nach ihrem Nutzen vorzunehmen.

So wurden beispielsweise unterirdische, « versteckte » Wasserquellen innerhalb spezieller natürlicher Umgebungen wie Wälder oder Grotten mit einem Kult bzw. der Anbetung eines Gottes oder einer Göttin in Verbindung gebracht. In unsere Region galt der Name « Bonne Fontaine »  als Synonym für die wohltuende Wirkung.

Die Unterscheidung zwischen Wasser, das als « tugendhaft » und  Wasser, das als « spielerisch » galt ­– wo man sich darin badet, aber das man nicht trinkt – gab es in den Köpfen der Menschen immer schon. Die Thermalbäder in ihrer Funktion als Ort der Körperhygiene und gleichzeitig als gesellschaftlicher Treffpunkt, verdeutlichen diese Unterscheidung. Damit Wasser den Durst stillen kann, ist eine « Behandlung » wie zB das Kochen notwendig. Eine Gewohnheit, die sich über die Jahrtausende bewährt hat : auch heute noch ist beim Wasser trinken Vorsicht geboten, da Krankheiten übertragen werden können.

Am Ende des 19. Jahrhunderts kam die gesundheitliche Nutzung von Thermalquellen auf und mit ihr veränderte sich das Verständnis von Hygiene, Qualität, Gesundheit und Wohlbefinden.  Zu dieser Zeit tauchte erstmals der Begriff « Natürliches Mineralwasser » auf, dessen Definition seit 1936 gesetzlich geregelt ist, und die Kommerzialisierung von  Mineralwasser nahm ihren Anfang.

Die Mineralwassermarken von heute fanden ihre Ursprünge in dieser Zeit und ihre Namen entstammen häufig den Thermen der damaligen Zeit: Société des bains et eaux minérales Henniez, Aktiengesellschaft Therme in Vals, Société Générale des Eaux Minérales de Vittel, Società Anonima delle Terme di San Pellegrino.

 

Die Kommerzialisierung von natürlichem Mineralwasser

Das Aufkommen des Freizeit- und Erholungstourismus gegen Ende des 19. Jahrhunderts spielte eine essentielle Rolle für den Konsum von natürlichem Mineralwasser.

Die Ärzte empfohlen ihren Patienten und Patientinnen damals, auf ihren Ausflügen und Kuren in den Alpen das Quellwasser in den Thermen in Karaffen abzufüllen und zu trinken. Solche Ratschläge richteten sich zwar nur an die reiche Gesellschaftsschicht, sie trugen jedoch massgeblich dazu bei, dass das Abfüllen von Wasser in Flaschen an Beliebtheit gewann. Diese Entwicklung wurde durch die Fortschritte im Bereich des Schienentransports und der Abfüllungsverfahren weiter gefördert.

Der nationale Mythos der Reinheit der Berge verbreitete sich immer mehr über die Landesgrenzen hinaus, was die Kommerzialisierung von natürlichem Mineralwasser weiter unterstützte.  Wohl gemerkt, waren die ersten kommerziellen Mineralwässer kohlensäurehaltig, da dies zur Haltbarmachung beitrug. Mineralwasser wurde verstärkt auch zuhause konsumiert, galt jedoch aufgrund seines Preises als Nischenmarkt.

Leitungswasser – das auch damals schon kostenlos war ­– war hingegen für alle verfügbar. 1891 gab es nur 10 Quellen in der ganzen Schweiz. Zehn Jahre später belief sich der Mineralwasserkonsum in Flaschen auf zwei Liter pro Jahr und Einwohner. Das unterstreicht, dass es dabei um ein Nischenprodukt handelte.

Stilles Minerwasser kam erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dank der Weiterentwicklung von Abfüllverfahren auf, die es möglich machten, Keime und deren Ausbreitung zur vermeiden.

 

Gesundheit und Lebensmittelsicherheit: wichtige Faktoren für die Kommerzialisierung von Mineralwasser

Die drastischen Veränderungen der industrialisierten Gesellschaft des 19. Jahrhunderts ­– von der Urbanisierung und Landflucht über die Neuorganisation der Arbeitswelt bis hin zum Liberalismus  – brachten eine Definition des Begriffs der öffentlichen Gesundheit und Körperhygiene hervor.

Eine starke Moralisierung der Gesellschaft entstand  und die staatlichen Verantwortung rund um die Hygiene (Wasseranschlüsse in den Häusern, unterirdische Abwasserleitungen, die Bekämpfung von Epidemien) nahm Strukturen an. Die Funktionen des Kantonschemikers sowie eines zuständigen Chemikers der amtlichen Lebensmittelkontrolle enstanden in dieser Zeit (im Kanton Waadt bereits 1886). Seither wird Leitungswasser regelmässig kontrolliert.

Der Gesundheitsdiskurs ging immer mehr in die Richtung, dass Alkohol verboten wurde. So griff man in den Cafés stattdessen zu Wasser ­– die wohlhabenderen Konsumenten entschieden sich dabei für natürliches Mineralwasser.
Da immer häufiger auf Alkohol verzichtet wurde, gewannen Sport und Freizeit immer mehr an Bedeutung.

Mit dem Aufkommen der Freizeitgesellschaft, die ein gesundes Leben ohne Alkohol nahelegte, entstand ein ganzes Universum um die verschiedenen Marken herum.

Ab 1920 traten Mineralwässer als Sponsoren von Sportveranstaltungen auf, was die Verbindung zu Wohlbefinden und Unterhaltung weiter in der Bevölkerung festigte und schon bald zum fixen Gedankengut gehörte.  Seit den 1930er-Jahren wurden Mineralwassermarken automatisch mit der Organisation von Wettbewerben in Verbindung gebracht und sie sprachen ein breites Publikum an.

1938 fand unter dem Namen Henniez in Lausanne das erste Mal ein Wettbewerb der Kellner nach dem Pariser Modell statt.

Diese Wettbewerbe ermöglichten eine gesellschaftliche Validierung der Mineralwasserkonsums. Dem Mineralwasser wurden Eigenschaften zugeschrieben, die Leitungswasser nicht aufweist. Zudem trug das Etikett ebenso dazu bei, die ursprüngliche Reinheit zu unterstreichen, indem der Standort der Quelle erwähnt wird.

Ab dem zweiten Weltkrieg fand die Freizeitgesellschaft in der gesamten Schweiz Einzug. Von «  Les Trente Glorieuses » bis zum heutigen Tage spielt sie durchwegs eine wichtige Rolle, wie die folgenden Beispiele zeigen :

Der Geschmack als kommerzielles Argument trat in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf, hatte aber in der Schweiz keine grosse Bedeutung.

Das Qualitätsversprechen wurde verstärkt durch den gesellschaftlichen Diskurs über Natur und Biodiversität, die unweigerlich in Verbindung mit der Geschichte von Mineralwasser stehen. 

Natur

Die Natur steht im Zentrum der Geschichte von natürlichem Mineralwasser

Ursprünglich stand der Mensch der Natur misstrauisch gegenüber, weil sie für ihn eine potentielle gesundheitlich Gefahr darstellte. Im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung (besonders durch den Philosophen Jean-Jacques Rousseau) verbreitete sich eine neue Ideologie, in der die Natur eine ganz neue Rolle einnahm. Man setzte sich intensiver mit der ihr auseinander, verstand ihre Vorteile und im Laufe der Jahre auch, wie man sie sich zunutze machen konnte.

Später führten die Auswirkungen der industriellen Revolution auf die Landschaft dazu, dass ein Bewusstsein darüber enstand, welchen Einfluss das menschliche Handeln auf die Natur hat, besonders, was die Schönheit der Natur anbelangt. Als bedroht und somit « schützenswert » galt sie jedoch erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts :

Das Engagement im Bereich der Öko-Nachhaltigkeit wurde immer wichtiger. Eng damit in Verbindung steht der Begriff der Gesundheit.  Ein gesundes Wasser steht gleichzeitig für Biodiversität. So entstand die Notwendigkeit, den Quellen und deren Erhalt Sorge zu tragen : der Schutz des Bodens, der Einsatz natürlicher Grundwasserfilter, die Überwachung landwirtschaftlicher Tätigkeiten sind einige Beispiele der Massnahmen, die ergriffen wurden.

Bis in den 80er-Jahren wurde ein Teil des Landes rund um die Domaine Henniez immer noch landwirtschaftlich genutzt. 1992 pflanzte die Mineralquelle Sources Minérales HENNIEZ SA 10’000 Bäume im Gebiet um die Quelle und legte einen natürlichen Park an, um die Reinheit ihres Wassers zu bewahren.

2009 wurde das EcoBroye-Schutzprogramm von Nestlé Waters Suisse ins Leben gerufen. Dieses Programm besteht aus verschiedenen Projekten, die darauf abzielen, den Umweltschutz mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Region Henniez in Einklang zu bringen. Dafür wird eng mit den lokalen Akteuren zusammengearbeitet. Diese Initiative ist Inbegriff des sogenannten « Water Stewardship »- Ansatzes : Dabei geht es um einen verantwortungsvollen Umgang mit den Wasserressourcen, der sozialverträglich und gleichzeitig ökologisch sowie wirtschaftlich nachhaltig ist.

Fazit

Die Ursprünge des kommerzialisierten Mineralwassers, wie wir es heute kennen, lassen sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen, die mit der Entwicklung von Gesellschaften einhergehen.

Das Ende des 19. Jahrhunderts war aufgrund der industriellen Revolution und dem Aufkommen des Tourismus eine besonders wichtige Phase. Die dem Mineralwasser zugesprochenen heilenden Kräfte sowie der technische und wissenschaftliche Fortschritt haben den Markteintritt zwar möglich gemacht, es blieb jedoch lange ein Nischenprodukt.

Weitreichender Beliebtheit erfreute sich Mineralwasser erst im 20. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Gesundheitsverständnisses sowie der gesellschaftlichen Entwicklung um das Thema Sport. Mineralwasser wurde zu einem weit verbreiteten Konsumgut.

Auch die Entwicklung im Bezug auf der Wahrnehmung der Natur durch den Menschen spielte eine ganz besondere Rolle. Zunächst wurde die Natur noch als Bedrohung, die es zu kontrollieren galt, betrachtet, bevor sich die ideologische Haltung  im Laufe des 20. Jahrhunderts langsam wandelte. Das Bewusstsein, dass unsere modernen Gesellschaften erheblichen Einfluss auf die Umwelt haben, wurde zum allgemeinen Verständnis. Folglich entstanden die ersten Umweltbewegungen, insbesondere für den Schutz von Wasser und der Biodiversität.

Heute gilt der Schutz von Mineralquellen und deren Umgebung als starkes Argument, an dem kontinuierlich weiter gearbeitet wird. Tag für Tag werden weitere Massnahmen ergriffen, um die Qualität von Wasser auch in Zukunft gewährleisten zu können und eine solide Basis für die Zukunft zu schaffen.

 

Dieser Artikel ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit von Frau Céline Heimo, Communication & External Relations Manager bei Nestlé Waters, und Frau Lisane Lavanchy, Corporate Historian & Archivist bei Nestlé Suisse.

Redaktion | Natürliches Mineralwasser